Installationen, Skulpturen & Zeichnungen
Ausstellungseröffnung: Freitag, 06. September, 20 Uhr
Begrüßung: Dr. Adelheid Thomann, stellvertretende Vorsitzende
Einführung: Irina Poel, Freie Kunstvermittlerin, u.a. in der Kunsthalle Bielefeld und im Museum Marta Herford
Ausstellungsdauer: 06. September - 20. Oktober 2024
Zipora Rafaelov wurde 1954 in Be’er Scheva (Israel) geboren. Von 1973 bis 1975 studierte sie Journalistik und Ökonomie an der Universität in Tel Aviv. Anschließend folgte ein Abendstudium am Institut für schöne Künste, Bat Jam (Israel). Von 1981 bis 1987 setzte sie ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort.1986 wurde sie zur Meisterschülerin ernannt. 1988 erhielt sie ein Stipendium der Hedwig und Robert Samuel Stiftung. Zipora Rafaelov hat seitdem eine unverwechselbare eigene, unabhängige Bildsprache entwickelt. Ihre Kunst folgt keinem Trend. Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin feiert mit ihren außergewöhnlichen Rauminstallationen und Scherenschnitten von hoher ästhetischer Qualität weltweit Erfolge.
Für ihre ortsabhängigen Rauminstallationen schafft Rafaelov mit einem 3-D-Stift mittels einer Vielzahl feiner Fäden plastische Gebilde aus schnell erhärtendem Kunststoff. Zum anderen schneidet sie filigrane Schattenrisse aus Papier. Es entstehen komplexe Gespinste hauchzarter, verflochtener Linien. Die darin enthaltenen figürlichen Motive enthüllen sich dem Betrachter häufig erst auf den zweiten Blick. Beide Techniken verbindet die Reduktion auf schwarze und weiße Materialien und die Inszenierung von Licht und Schatten. Als Trägerin des Rheinischen Kunstpreises, der ihr 2014 verliehen wurde, fand Zipora Rafaelov in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen große Beachtung und Anerkennung, u.a. in Düsseldorf, Berlin, Jerusalem und Miami. Rafaelov lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Düsseldorf.
Magic Forest - Hummingbird (Kolibri) 50x60 - 2020
Relaxing Woman 90x113 - 2018
Ron 113x90 - 2012
Der Düsseldorfer Maler Ansgar Skiba schreibt über die Kunst von Zipora Rafaelov:
Betrachtet man die Kunst von Zipora Rafaelov, entsteht zunächst der Eindruck, etwas ganz Fragiles, Feines und Poetisches vor sich zu haben. Etwas was nicht von dieser Welt ist und wiederum doch ganz intensiv mit ihr in Beziehung steht. Gleichermaßen bemerkt man, daß es sich nicht um rein formale, nichtgegenständliche Linien und Formen handelt, sondern hinter diesen fließenden Formen und feinen Verästelungen eine verschlüsselte, vielleicht sogar eine geheime Botschaft steckt. Der Umgang mit Zipora Rafaelovs Werken weckt Kindheitserinnerungen:am frühen Morgen noch halb träumend den Schatten zu folgen, die die Zweige der Bäume im Garten auf die Wand des eigenen Zimmers werfen. Folgt man diesen sich wiederholenden und sich doch stets verändernden Schatten, dann tritt man ein in die Welt der Künstlerin.
Zipora Rafaelov wuchs in Bat-Yam auf. „Tochter das Meeres“ lautet der Name der Stadt und könnte fast sinnbildlich für das Schaffen der Künstlerin stehen. Besonders bei der Betrachtung des Meeres stellen sich Momente ein, wo eigenes Dasein, Wünsche, Sehnsüchte und Träume ineinander verwoben werden und man stundenlang auf das Meer blickend seine Gedanken schweifen lässt. Dieser Zustand des Loslassens, des Tagträumens ist Voraussetzung für die Umsetzung aller Werke von Zipora Rafaelov.
Kennt man die Künstlerin näher, die diszipliniert und mit Hingabe ihre Kunst Tag für Tag weiterentwickelt, wird deutlich, dass ihre Scherenschnitte, Installationen und Skulpturen unmittelbar mit ihrer Kindheit in Israel zu tun haben. Diesen unverstellten Blick eines Kindes auf alles um uns herum konnte sich Zipora Rafaelov durchgehend bewahren. Die von ihr gewählten Motive speisen sich demgemäß aus den Vorstellungen und Erfahrungen ihrer Kindheit, den Geschichten aus der Thora und dem Leben am Meer. Alle ihre Arbeiten schildern ihre eigenen, ganz persönlichen Lebensumstände.Die in den Scherenschnitten dargestellten Frauenfiguren tragen oft die Züge der Künstlerin selbst, und die Pflanzen entstammen von ihr unternommenen Reisen. Bei der Titelfindung greift die Künstlerin gelegentlich auf Figuren aus der Thora zurück, die metaphorisch Bezug auf ihr eigenes Leben nehmen und ihr als Assoziationsfiguren dienen. Es geht dabei um die Befreiung des Menschen und insbesondere der Frau von äußeren Zwängen, die Herbeiführung eines paradiesischen Zustandes, in dem wir von Gerechtigkeit, Empathie, menschlicher Würde, Harmonie und Schönheit umgeben sind (… ) Zipora Rafaelov arbeitet in besonderem Maß aus ihrer Intuition heraus. Die Zeichnungen als Grundlage ihrer Scherenschnitte unterliegen im Prozeß des Schneidens komplett der frei mäandernden Intuition.Sie folgt also keineswegs zwingend der vorbereitenden Zeichnung, sondern ihre Hand sucht - frei mit dem Skalpell schneidend - die endgültige Form. Die Cutouts, Installationen und Skulpturen der Künstlerin schildern ihre eigenen, ganz persönlichen Lebensumstände in Form eines Tagebuches. Ihr gesamtes Werk entspricht insofern ihrem gesamten Leben.
- 2021